PHILOSOPHIE

Appell vom Wannsee

Nie wieder! 
Wenn man den Namen Wannsee hört, denkt man sofort an die Konferenz, die am 20. Januar 1942 dort stattfand. Hier wurde die Logistik zur Vernichtung der Juden in den Konzentrationslagern festgelegt – vom Transport in die Todeslager bis zur Effizienzsteigerung der Gaskammern und Krematorien. Ist das endgültig Vergangenheit? Leider nicht! Achtzig Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs erleben wir weltweit einen besorgniserregenden Anstieg von Rechtsextremismus, Rassismus und Intoleranz – Tendenzen, die inzwischen selbst in gebildeten und akademischen Kreisen spürbar sind. Antisemitismus tritt dabei oft ganz alltäglich zutage – sogar dort, wo man ihn am wenigsten erwarten würde. Diese Entwicklungen haben die Initiatorinnen und Initiatoren des „Appell vom Wannsee“ dazu bewegt, sich mit den Ursachen dieser gefährlichen Haltungen auseinanderzusetzen: Woher kommt diese menschliche Verblendung? Und wie können wir ihr entgegenwirken? 

Unser besonderes Anliegen gilt der jungen Generation. Wir möchten ihr eine glaubwürdige und lebensnahe Zukunftsperspektive aufzeigen – eine, die nicht von autoritären Weltbildern geprägt ist, sondern auf Freiheit, Menschlichkeit und Mitverantwortung basiert. Ein erster wichtiger Schritt ist, jungen Menschen zuzuhören und ihnen Raum zu geben, ihre Zukunft aktiv mitzugestalten. In einer Gesellschaft, in der junge Menschen zahlenmäßig in der Minderheit sind, haben sie oft nur begrenzten Einfluss auf Entscheidungen, die ihre Zukunft maßgeblich betreffen. Diese strukturelle Benachteiligung führt dazu, dass sich viele junge Menschen von demokratischen Mitgestaltungsprozessen zurückziehen. Sie erleben, dass ihre Anliegen kaum berücksichtigt werden, obwohl sie nicht für die Versäumnisse früherer Generationen verantwortlich sind. Infolgedessen verweigern sich Teile der jungen Generation zunehmend gesellschaftlicher Beteiligung – nicht aus Desinteresse, sondern aus dem Gefühl heraus, nicht gehört oder ernst genommen zu werden. Umso wichtiger ist es, ihnen Gehör zu verschaffen und gemeinsam Wege zu finden, wie sie sich wirksam einbringen können – in ihrem Umfeld, aber auch darüber hinaus. Ziel ist es, das gesellschaftliche Miteinander zu fördern und den Dialog zwischen den Generationen zu stärken. Denn gerade in einer Zeit, in der sich viele junge Menschen von der Gesellschaft abwenden, weil sie sich nicht gesehen oder gehört fühlen, braucht es Räume, in denen ihre Anliegen ernst genommen werden. Sie tragen maßgeblich die Konsequenzen früherer gesellschaftlicher Entwicklungen, ohne diese verursacht zu haben – und erleben gleichzeitig, dass ihre eigenen Zukunftsvorstellungen kaum berücksichtigt werden.

Hier will der „Appell vom Wannsee“ ansetzen: Wir möchten junge Menschen ermutigen, sich selbstbewusst zu äußern, ihre Anliegen sichtbar zu machen und Mitstreiterinnen und Mitstreiter für ihre Ideen zu gewinnen. Unser Ziel ist es, sie in ihrem Engagement zu stärken, ihre Perspektiven in den gesellschaftlichen Diskurs einzubringen und ihnen echte Beteiligung zu ermöglichen.

Der Wohlstand, wie wir ihn bisher kannten, hat in seiner bisherigen Form keine Zukunft. Angesichts knapper Ressourcen und wachsender sozialer Spannungen stellt sich die Frage: Wie lässt sich eine lebenswerte Zukunft gestalten, wenn materielle Sicherheiten schwinden? Wir glauben, dass Lebensqualität nicht allein vom Geld abhängt. Es geht darum, den Geist des reinen Materialismus zu überwinden – und ihn zu ergänzen durch das, was Menschen wirklich ausmacht: Freude, Kreativität, Mitgefühl und Lebensfreude. Deshalb bezieht der „Appell vom Wannsee“ Kunst, Kreativität und Fantasie bewusst in sein Konzept mit ein. Denn sie eröffnen Räume für individuelle Entfaltung, für Selbstwirksamkeit und für neue Formen des Miteinanders. Wir möchten das Gefühl stärken, dass jeder Mensch zählt – nicht als Teil einer anonymen Masse, sondern als einzigartige Persönlichkeit mit eigenen Ideen und Potenzialen. Gerade junge Menschen sollen erfahren, dass sie ihr Leben selbst gestalten können. Dieses Bewusstsein ist entscheidend, um die Herausforderungen zu bewältigen, die ihnen durch gesellschaftliche und politische Versäumnisse früherer Generationen hinterlassen wurden.

Unser Ziel ist es, junge Menschen dabei zu unterstützen, sich aus der Isolation der digitalen Welt zu lösen. Wir möchten ihnen ein Forum bieten, in dem sie sich offen austauschen, ihre Sorgen teilen und sich kreativ entfalten können. Aus dieser Plattform heraus sollen kulturelle und politische Initiativen entstehen, die sich mit der realen Lebenswelt auseinandersetzen und zur aktiven Gestaltung unserer Gesellschaft beitragen.Im besten Fall gelingt es, die starke virtuelle Bindung der jungen Generation in reale, selbstbestimmte und sozial verträgliche Formen des Zusammenlebens zu überführen – jenseits von Social Media, hin zu echter gesellschaftlicher Teilhabe.

Der „Appell vom Wannsee“ ist ein unabhängiges Projekt der Zivilgesellschaft und wird weder von politischen Parteien gesteuert noch von ideologischen Interessen geprägt. Seine Grundlage bildet allein die Charta der Menschenrechte sowie ein humanistisches Weltbild. Im Mittelpunkt steht dabei der Schutz allen Lebens – unabhängig von Herkunft, Weltanschauung oder sozialem Status.

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